Von der Lebenskrise in die Berufung. Mein Werdegang.
Viele fragen mich, wie ich es geschafft habe, von der Leidenschaft zur Innenarchitektur in die Selbständigkeit zu gehen.
Ich, Baujahr 1970, wuchs in einem Dorf nahe einer Kleinstadt in Unterfranken in eher einfachen Verhältnissen auf einem kleinen Bauernhof im Nebenerwerb auf. Gefühlt waren wir die letzten, die TV-Anschluss bekamen, zum Telefonieren musste ich jahrelang in eine Telefonzelle laufen. Bis heute gibt es in diesem Haus mit einer Deckenhöhe von max. 2 Metern keine Zentralheizung. Die Tatsache, dass ich auch noch dick war und unsportlich, machte mich auch bei den Mitschülern nicht zum beliebtesten Spielkameraden. Daher verbrachte ich viel Zeit alleine in meinem Zimmer. In den Urlaub sind wir nie gefahren. Die bayerischen Sommerferien kamen mir daher oft unendlich lange vor. Das Zimmer gestaltete ich so gut es mit den vorhandenen Mitteln war, auch immer schön, alles hatte seinen Platz. Ich litt sogar unter einem “Putzfimmel” (den ich glücklicherweise mit Geburt der Kinder ablegen konnte ;-)).
Dieses Zimmer war mein kleines Reich. Im Teenageralter hatte ich dann abgenommen (durch eiserne Disziplin!) und dann kamen auch die Freundinnen. Wir trafen uns regelmäßig. Ich vermied allerdings so gut es geht, dass zu mir jemand kam. Weil ich mich einfach schämte für das “Drumherum”. Heute weiß ich, dass damals schon der Grundstock für meinen Weg zum Interior Designer gelegt wurde. Nur war das damals noch überhaupt kein Thema.
Dank intensiven Einsatzes meiner damaligen Grundschullehrerin wurde ich entgegen des “Hauptschul-Gedankens” meiner Eltern im Gymnasium angemeldet. Das habe ich mangels Leidenschaft für Naturwissenschaften und Latein nach der 10. Klasse verlassen. Mein erster Bildungsweg zur staatlich geprüften Fremdsprachenkorrespondentin führte mich in die entfernte “große Stadt” – nach Würzburg. Für mich war das wie eine Befreiung, rein ins Leben. Dort musste ich zwei Jahre mit Zimmern unter 8 Quadratmetern mich arrangieren, mehr war nicht drin. Die Zimmer waren schon möbliert, mit Schrank, Bett, Schreibtisch, Kühlschrank, Kochplatte. Wahnsinn, was auf solch kleinem Raum alles möglich ist. Auch hier mein Bestreben, immer das Beste draus zu machen.
Mit Bravour schloss ich meine Ausbildung ab. Meine erste Anstellung bekam ich 1989 bei der GfK in Nürnberg. Damals stand in der Stellenausschreibung noch “Arbeitsplatz mit PC”. Ich wurde als persönliche Assistentin des Abteilungsleiters frisch von der Schulbank weg dort einem Pool von Sekretärinnen vorgesetzt. Frau wächst bekanntlich mit ihren Aufgaben.
Dann kamen viele Jahre des “klassischen Lebenslaufes”: mit dem Partner zusammenziehen, Heiraten, Kinderkriegen, “schaffe schaffe Häusle baue”. Hat auch alles fast wie im Bilderbuch funktioniert. Nur das mit dem “Häusle baue” lief so ganz anders als ich mir das immer erträumt hatte. Meinem damaligen Mann und mir wurde von den Schwiegereltern deren Haus nebst einem immensen Berg an Schulden übertragen. Zu diesem Zeitpunkt war meine Tochter gerade mal ein Jahr alt, mein Sohn noch gar nicht geboren. Für jemanden, der aus oben beschriebenen Verhältnissen stammt, in denen man sich nie etwas geleistet hat, war die Tatsache, ohne Eigenkapital sich so zu verschulden, die Hölle.
Heute weiß ich: das war das Beste, was mir passieren konnte!
Ich habe dieses Haus nicht haben wollen, es war zwar an sich schön, jedoch nicht meins. Über viele Jahre habe ich daher Raum für Raum renoviert. Geduldig hat mein verständnisvoller Mann Maßnahme nach Maßnahme durchgeführt. Am extremsten war unser Küchen-Umbau. Ich habe eine Küche aus Brettern vom Abriss einer alten Scheune bauen lassen. Diese Landhausküche musste dann natürlich auch einen außergewöhnlichen Bodenbelag bekommen. Diesen Fand ich beim Kurzurlaub im Harz – in Form von uralten Handform-Ziegeln. Unseren alten Dielenboden ließ ich mit Blumen bemalen. Was ich auch tat – es war immer besonders, immer perfekt. Ich tat es immer in der Hoffnung, ich möge mich doch irgendwann mal wohl fühlen in diesem Haus. Hat leider nicht geklappt. Nachdem hunderte von Stunden und tausende von D-Mark (Euro) in dieses Haus geflossen sind, musste ich mir selbst eingestehen, dass ich eingehen würde, würde ich bleiben.
Von der Leidenschaft in die Selbständigkeit
Nach all den Maßnahmen war mir klar, dass ich zum einen eine angeborene Begabung für Interior Design habe. Mich sprachen auch viele Freunde und Bekannte an, die das Haus kannten, “Mensch, mach da was draus”. Ich habe dann 2007 ein Fernstudium für Raumausstattung und Innenarchitektur absolviert und mich am 29.02. mit meinen tRÄUMEn selbständig gemacht. Mit einer gewissen Naivität, das gebe ich zu. Aber mit dem festen Willen, es zu schaffen! Ein IHK-Berater für Existenzgründer prognostizierte mir “nach zwei Jahren Hartz IV. Rückwirkend betrachtet kann ich sagen, gut so. Denn das hat mich doppelt angespornt! Heute, fast 16 Jahre später, kann ich auf viele tolle Projekte zurückblicken, große und kleine Herausforderungen auf den Feldern Innenarchitektur, Raumplanung und Design. Auf Jahre voller Höhen und Tiefen. Am 29.02.2024 feiere ich 4. Jubiläum. Das Datum der Firmengründung habe ich bewusst auf einen Schalttag gelegt, so bleibt das Unternehmen jung.
Wir durchleben denke ich alle wirkliche Tiefen in unseren Leben. Mit meinen vielen Jahren Lebenserfahrung kann ich heute sagen, dass ich der Redewendung “das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden” zu 100 Prozent zustimme. Ohne diesen unkomfortablen Start in mein Leben und die Krise in der Ehe wäre ich heute nicht die, die ich bin. Und ich hätte vermutlich nie den Weg in meine Berufung gefunden. Ich liebe und lebe meine tRÄUME und bin sehr dankbar für die zahlreichen Menschen, die mir und meinem Gespür für Räume vertraut haben. DANKE.
Ich wünsche den Lesern/Leserinnen dieses Artikels, dass Sie auch einen Weg finden, von der ganz persönlichen Leidenschaft in die Selbständigkeit oder auch Anstellung zu finden.
Mehr zu Astrid Fuchs und ihren Interior Design Beratungen und Trainings lesen Sie gerne hier.