Übung macht den Meister.
Ich hatte mir 2008-2009 durch Absolvieren eines Fernstudiums im Bereich “Raumausstattung und Innenarchitektur” ein Fundament geschaffen. Dieses Studium vermittelte Grundlagen zur Raumgestaltung. Es ging auf vergangene Epochen und deren unterschiedliche Stilrichtungen ein, zeigte die Vielfalt der Materialien auf und gab zumindest Basics zur Praxis. Als kompletter Quereinsteiger war mir sehr wichtig, irgendeine Form der Ausbildung nachweisen zu können. Mit einem Universitätsstudium konnte man diesen Lehrgang eher nicht vergleichen. Mit Interesse arbeitete ich mich Lektion für Lektion, Übung für Übung durch das Pensum. Ich lieferte brav meine schriftlichen Ausarbeitungen bei dem mir zugewiesenem Professor für Innenarchitektur ab. Ich bestand zwar mit Bravour (wie meine erste Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin übrigens auch), jedoch hatte ich wenn ich ehrlich bin einen Wahnsinns Respekt vorm “Dienst am Kunden”.
Was passiert, wenn ich nicht liefere, was von mir erwartet wird. Mit welchen Konsequenzen habe ich zu rechnen, wenn ich grobe Fehler beim Messen mache? Was mache ich, wenn ich es nicht schaffe, den Kunden so auszustatten, dass er sich wohl fühlt?
Solche Gedanken beschäftigen wohl die Meisten, die die auf den Weg machen. Ich hatte neben der fachlichen Unsicherheit jedoch noch eine weitere Hürde. Nämlich den Weg in die Selbständigkeit. Mein näheres Umfeld, also Freunde sowie Familien- und Bekanntenkreis setzte sich nahezu zu 100 % aus Angestellten zusammen. Also suchte ich mir meinen Weg durch einen Dschungel von Beratungsstellen. Meine erste Anlaufstelle war das Wirtschaftsreferat meines damaligen Landkreises. Die Dame dort machte einen super Job! Sie packte mich direkt in ein Seminar für Existenzgründer. Dort lernte ich, einen Businessplan zu erstellen und die genauen Abläufe für einen Start in die Selbständigkeit. Auch vermittelte sie mich an einen Gründungsberater bei der IHK. Dieses Gespräch verlief sehr ernüchternd, denn der Herr prognostizierte mir mit meinem Vorhaben “in zwei Jahren Hartz IV”.
Ich ging zunächst sehr demotiviert aus diesem Gespräch; rückwirkend betrachtet war das aber genau der Booster, den ich brauchte, um durchzuhalten!
Neben all diesen Vorbereitungen packte ich mein Equipment zusammen. Richtig viel Energie floss in die Gestaltung meines Logos und vor allem meinen Firmenslogan und heute auch Domain-Namen: Ideen Raum geben.
Farblich passend zum Logo kaufte ich eine wunderschöne Tasche. Diese konnte man als Markenzeichen für einige Jahre auf allen Vorher-Fotos, die es in die Veröffentlichung auf der Webseite schafften, sehen. Die Tasche bestückte ich mit Block, diversen Stiften, Laser- und Winkelmesser, Zollstock sowie Farbfächer. Als all das erledigt war und ich ein äußerliches Erscheinungsbild im Kasten hatte schaltete ich – heutzutage unvorstellbar – eine Serie von kleinen aber auffälligen Anzeige in einer örtlichen Tageszeitung. Es verstrichen einige Tage und Wochen, bis auf einmal wirklich jemand in der Leitung war, der sich auf diese Anzeige bezog und eine Beratung von mir haben wollte.
WOW!
Was war ich aufgeregt, als ich dort vor der Türe stand – mit meiner grünen Tasche (damals war mein Logo noch grün mit rosa Gänseblümchen). Ich schaffte es, mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen. Meine ersten Kunden war ein sehr nettes Ehepaar, das seit einigen Jahren in ihrem Eigenheim lebte. Das Haus war geschmackvoll eingerichtet, nur fehlte es absolut an Gemütlichkeit. Das hatten sie schon selbst erkannt und mich daher gebucht. Vor allem die Dame des Hauses stand Farben im Raum allerdings skeptisch gegenüber, was darin resultierte, dass alle Räume in einem weiß-grauen Einheitsbrei gehalten waren. Zwar ansprechend möbliert, jedoch schlichtweg ungemütlich.
Bühne frei für meinen Farbfächer! Souverän beriet ich das Paar, wir kreierten gemeinsam ein tolles Farbkonzept in Erdfarben für das ganze Haus. Am Ende waren beide extrem happy mit der Farbauswahl. Zu dem Zeitpunkt sagte ich ihnen dann, dass sie meine ersten Kunden seien und ich mega aufgeregt war. Jetzt war ich total glücklich, dass sie so begeistert sind. Sie sagte, man habe zu keinem Zeitpunkt den Eindruck gehabt, dass ich noch keine Berufserfahrung hätte und dass sie sich sicher seien, dass ich meinen Weg machen würde und im Beruf als Interior Designer genau richtig.
Das Überraschungsgeschenk
Nachdem nach einigen Wochen das im Termin erarbeitete Farbkonzept durch eine Malerfirma umgesetzt war, bekam ich völlig überraschend ein Päckchen von den beiden. Darin eine Packung Servietten in grün mit rosa Gänseblümchen. Und handschriftliche Karte mit einem tollen Kundenfeedback
“Wir fühlen uns sehr wohl mit den neuen Farben und sind dankbar, dass wir dank Ihrer guten Beratung gegen das Einheitsweiß in unserem Haus angetreten sind. Sie haben uns erstklassig und sympathisch beraten und werden ganz sicher ihren Weg in diesem Beruf machen.”
Dieses Projekt findet sich nicht in den Beispielprojekten von Astrid Fuchs. Aber schauen Sie sich gerne in den Referenzen um, dort gibt es zahlreiche toller Beispiele zum breiten Spektrum der Raumgestaltung, Lichtplanung sowie Farblösungen in Räumen.